Portrait:

Familiengemeinschaft

„Die Sehnsucht, anders zu leben“, war die Überschrift des Artikels in der schwäbischen Lokalzeitung, die im Sommer 2007 kurz vor unserem Umzug nach Gnadenthal einen kleinen Beitrag über uns verfasste. Damals waren wir Anfang 40, beruflich fest im Sattel, durch Arbeit, Kirche und Sport im Ort integriert und finanziell durch eine gerade abgezahlte eigene Wohnung gut abgesichert. Und doch war da eine innere Unruhe, die wir als Einladung empfanden, noch einmal tiefer über Nachfolge, über Gottes Weg in unserem Leben nachzudenken. Wir gehören zu verschiedenen Konfessionen, waren aber beide seit unserer Jugend stark von Taizé geprägt. So war es uns immer wichtig, uns nicht so sehr auf das Trennende zu konzentrieren, sondern auf Christus als gemeinsame Mitte. Das fanden wir in der Jesus-Bruderschaft wieder.
Kinder haben wir nicht, und auch diese mitunter schwere Realität unseres Lebens trug dazu bei, dass wir schließlich unsere Sicherheiten aufgaben und uns der Kommunität in Gnadenthal anschlossen, in der wir seitdem leben.
Ist unsere Sehnsucht erfüllt worden? Nicht vollständig, aber das ist vermutlich mit jeder menschlichen Sehnsucht so. Tatsächlich haben sich viele unserer Hoffnungen bewahrheitet: Wir leben in einem Dörfchen, in dem man einander kennt, achtet und wahrnimmt. Wir haben zahlreiche Beziehungen unterschiedlicher Tiefe zu quasi allen unseren Mitbürgern in einem Umkreis von 500m, nicht nur zu unseren „Geschwistern“ der Jesus-Bruderschaft. Schon das ist in unserem Land heute eine Seltenheit. Wir freuen uns gemeinsam, hoffen, bangen und trauern miteinander. Wir bemühen uns um einen Lebensrhythmus, in dem das Gebet eine zentrale Stellung einnimmt, und wir üben im Alltag ein, Dinge und Zeit miteinander zu teilen.
Was versuchen wir selbst zu dieser Gemeinschaft beizutragen? Beruflich erstmal nichts, denn wir verdienen unsere Brötchen außerhalb. Verena leitet ein kleines Wohnheim für psychisch Kranke in Idstein, Roland ist freiberuflicher Dolmetscher und reist oft im Land herum.
Aber wir haben Ehrenämter in der Kommunität:
Wir singen beide gerne und bringen uns als Kantoren in unseren Gebeten ein; Roland leitet zudem als Hobby-Chorleiter öfter kleine Gesangsensembles, die Lieder für den Gottesdienst einstudieren. Als Gitarrenspieler greift er bei gemeinsamen Treffen gern in die Saiten. Mehrere Jahre war er im Gottesdienstteam und organisierte die verschiedenen Dienste, die u. a. den Gnadenthaler Gottesdienst so vielseitig machen.
Verena engagiert sich in der Leitung der Familiengemeinschaft.
Gemeinsam haben wir sechs Jahre die Freiwilligen begleitet, die zwischen Schule und Ausbildung jeweils ein Jahr hier mitleben und -arbeiten. Es war bereichernd, so nah bei diesen jungen Menschen zu sein, die ein wichtiges, oft prägendes Jahr ihres Lebens bei uns verbringen. Zu einigen hält der Kontakt bis heute.
Besonders schön war es dabei, in dieser Zeit die Gründung der Gnadenthaler Jugendgemeinschaft mitzuerleben. Diese Gruppe umfasst ehemalige FSJ-ler, erwachsene Kinder der JB-Familien und ausgelernte Lehrlinge unserer Betriebe und verbindet sie mit der Kommunität.
So können wir sagen: Wir sind dankbar, dass wir uns vor gut zehn Jahren noch einmal aufgemacht und uns auf das Abenteuer des gemeinsamen Lebens eingelassen haben. Und wir sind gespannt, wie Gottes Weg mit uns weitergeht.

Roland & Verena Dilger


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