Portrait:

Sr. Magdalene

Sr. Magdalene Welsch

Sr. Magdalene, Du lebtest schon vor 70 Jahren in Gnadenthal, und die Jesus-Bruderschaft ist ja erst 52 Jahre alt. Kannst Du dieses Geheimnis für uns lüften?

Ja. 24 Jahre lang war ich auf dem elterlichen Hof hier in Gnadenthal, das war mein erstes Zuhause, da bin ich verwurzelt. Hier habe ich die Schollen gehackt, die Felder bearbeitet … Dann hat Gott mich herausgerufen in die Jesus-Bruderschaft. Loslassen war nötig. Nicht nur das eigene Weggehen von meinem Heimatort war ein Loslassen, sondern darüber hinaus war es auch ein Loslassen des Hofes, da meine Brüder ihn nicht übernehmen wollten.

Mein neues Zuhause wurde dann die Bruderschaft, und die fand nach einigen Jahren auf einem von Gott geführtem Weg nach Gnadenthal. So habe ich meinen Heimatort in gewisser Weise als Zuhause behalten. Auch wenn wir Schwestern später ausgesandt wurden und in Außenkommunitäten lebten, blieb doch immer die Verbindung zu Gnadenthal als dem Zentrum unserer Gemeinschaft bestehen.

Was waren für Dich Hürden auf dem Weg, und was hielt Dich durch alle Krisen hindurch in der Jesus-Bruderschaft?

Hürden auf dem Weg …wie soll ich es ausdrücken… Es waren vor allem Spannungen innerhalb der Bruderschaft, die uns als Gemeinschaft geschüttelt und mir persönlich zugesetzt haben. Die Austrittswelle vieler Schwestern Anfang der 90er Jahre hat mich sehr belastet. Das Leben in der Schwesternschaft ist für mich verbindlich. Ich habe lange gebraucht, bis ich die Trennungen verschmerzen konnte. Gehalten hat mich das tiefe innere Wissen, von Gott in die Schwesternschaft berufen zu sein. Dort sah und sehe ich meinen Auftrag, in der Nachfolge Jesu die Liebe Gottes ganz konkret und bewusst zu leben und mich den Menschen ganz zuzuwenden. Die Krisen haben mich herausgefordert, mein Zuhause in Gott zu suchen und mich in ihm zu festigen.

Das Zuhause scheint ein wichtiges Thema für Dich zu sein.

Ja, mein Anliegen ist Gemeinschaft. Gemeinschaft mit Gott ist das Erste und bei ihm, dem Vater, ist unsere Heimat. Da kann ich mich niederlassen, da darf ich sein. Das gilt es zu gewinnen, immer wieder neu. Dann kann ich mich auch einlassen auf andere, eigenes loslassen und neuen veränderten Umständen begegnen. Loslassen und neu gewinnen ist für mich keine abgeschlossene Sache, sondern ein Weg, auf dem ich mich einübe, auch jetzt wieder.

Erzähle uns doch ein Ereignis, das Dein Leben in besonderer Weise berührt hat.

Besonders tief berührt hat mich mein Leben in Makak, Kamerun, wo ich die Sprache nicht konnte und wir im Gottesdienst in einer Lehmhütte auf Baumstämmen saßen. Äußerlich gab es da nichts Schönes, und doch erlebte ich Gottes Gegenwart: in unserer Unterschiedlichkeit als Geschwister und im Wahrnehmen der Armut, die uns umgab.

Was könntest Du mir als neuer Schwester auf meinem Weg in die Jesus-Bruderschaft mitgeben?

Lass mich überlegen… Ja, dass Du die Liebe Jesu zu Dir und zu den Menschen immer wieder aufnehmen und im Miteinander unter uns Deine Berufung leben kannst.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen an Sr. Magdalene Welsch stellte unsere Novizin Sr. Clara Ziegelbauer.


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