Rückschau:

Erfahrungsbericht von Mareike

Wenn ich nach meinem FSJ bei der Jesus-Bruderschaft in Gnadenthal gefragt werde und danach, was ich dort gemacht habe, antworte ich gerne: „Alles!“ „Alles“ stimmt natürlich nicht, aber vieles machte ich wirklich. Es war ein sehr vielfältiges und buntes Jahr. Das liegt an den drei Arbeitsbereichen in denen ich arbeitete und daran, dass ich mit vier anderen jungen Frauen in einer WG lebte.

Erst zur Arbeit und dann zum Vergnügen: Überwiegend arbeitete ich im Bereich Kinder- und Jugendarbeit in der Umweltbildung. Das heißt: ich ging mit einer Gruppe von 10 Grundschulkindern in den Wald und erzählte von den dort lebenden Tieren und Pflanzen, wir besuchten den Kuhstall und stellten anschließend Butter her oder nahmen den Wörsbach unter die Lupe. Es war sehr spannend, verschiedene Klassen und Schulen mit deren Lehrern kennenzulernen, den Kindern zu zeigen, wo und wie z.B. Lebensmittel produziert werden, und ihnen die Wunder der Schöpfung näherzubringen.

Mein zweiter großer Arbeitsbereich war die Landwirtschaft. Dazu gehörte vor allem der Stalldienst. Das bedeutete: im Kuhstall die Kühe, Rinder und Kälber versorgen. Außerdem durfte ich melken lernen und stellte fest, dass Kuh nicht gleich Kuh ist. Auch wenn das frühe Aufstehen (um 6 Uhr im Stall sein) manchmal lästig war, konnte ich so wunderschöne Morgendämmerungen und im Winter einen beeindruckenden Sternenhimmel bestaunen. Im Herbst lasen wir FSJ-ler gemeinsam auf den Streuobstwiesen Äpfel, die zu Saft verarbeitet wurden. Das war ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Ich lernte, wann Getreide gesät wird, wie Silage als Winterfutter für die Kühe hergestellt wird, und durfte bei der Getreideernte dabei sein. Dieser Bereich hat mich so geprägt, dass ich jetzt Agrarwissenschaften studiere.

Zu einem kleineren Teil arbeitete ich in der Hauswirtschaft des Nehemia-Hofs. Das beinhaltete: Essen für die Schulklassen und Konfirmanden richten und danach das Gästehaus putzen. Das war gemeinsam sehr lustig und hatte den positiven Nebeneffekt, dass Putzen jetzt ganz schnell und trotzdem gründlich geht.

Nun zum „Vergnügen“: Leben in Gemeinschaft war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Jahr mit fünf anderen FSJ-lern und zwei Azubis aus der Landwirtschaft verbringen durfte. Dazu kommen viele ehemalige FSJ-ler und große und kleine „Gnadenthalkinder“, die ich kennenlernte. Da uns FSJ-lern sehr wichtig war, gemeinsam Zeit zu verbringen, aßen wir oft zusammen. So wurde das Sonntags(-Hefezopf)-Frühstück vor dem Gottesdienst zu einer Tradition. Außerdem entdeckten wir die vielen Wiesen rund um Gnadenthal für uns zum Picknicken. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander. Ich glaube, ich habe in einem Jahr noch nie so viel gelacht.

Von den Menschen in Gnadenthal wurden wir sehr herzlich empfangen. Sie zeigten echtes Interesse an uns, unserm Leben vor dem FSJ und an unseren Plänen für danach. Jeder von uns hatte einen Mentor aus der Gemeinschaft. Das ist eine Person, mit der wir uns nach Wollen und Zeit zum Reflektieren oder einfach nur zum Quatschen treffen konnten. Ich empfand es als ein riesiges Privileg, bei Familien der Jesus-Bruderschaft eingeladen worden zu sein und dass ich teilweise recht intensiv am Familienleben teilhaben durfte. Das ist etwas sehr Besonderes.

Die Jesus-Bruderschaft ist eine Kommunität mit regelmäßigen Gebetszeiten und Gottesdiensten. Jeder von uns konnte, so oft sie/er wollte, daran teilnehmen. Ich lernte diese Gebetszeiten sehr zu schätzten, vor allem das Abend- und Nachtgebet. Es war etwas sehr Besonderes, als wir FSJ-ler auf einem Seminar die Komplet alleine leiteten und sangen.

So war mein FSJ ein Jahr mit vielen tollen Erfahrungen und Herausforderungen, die nicht immer einfach waren, ich aber nicht missen möchte. Leben in Gemeinschaft ist etwas sehr Schönes, aber auch herausfordernd. Ich habe ein zweites Zuhause, unter meinen Mit-FSJ-lern eine zweite Familie und sehr gute und ehrliche Freunde gefunden. Dafür bin ich sehr dankbar! Ein Jahr in Gnadenthal lohnt sich!


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Mareike

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