Rückschau:

Einheit der Herzen im Heiligen Geist

Einheit der Herzen im Heiligen Geist

Ich war gespannt, welchen Eindruck mein Pfarrkollege von dem Tag der Begegnung in Gnadenthal mitnehmen würde. Noch nie waren sie in Gnadenthal gewesen, jetzt hatten wir die Familie mit zwei kleinen Kindern hierher eingeladen. Was für ein strahlender Sonnentag erwartete uns! Dass die Familie den Gottesdienst im „Kinderraum“ zusammen mit den Kindern verfolgen konnten war schon mal ein großes Plus und die Kekse von Bruder Viktor heiß begehrt.
Während dessen erlebten Ulrike und ich den großartigen Vortrag von Prof. Dr. Sigfried Zimmer im vollbesetzten Brüderhaus zum Thema der Jahreslosung aus Ps.34,15: „Suche den Frieden und jage ihm nach“. Der emeritierte Professor für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der PH in Ludwigsburg stellte den Zuhörern eindrücklich die biblische Sicht des Menschen in dem einen Satz vor Augen: Es gibt zu wenig Frieden in der Welt. Dass diese Analyse bis heute zutrifft, belegte Prof. Zimmer u. a. mit der Tatsache, dass es seit 1992 kein Jahr mit weniger als 30 Kriegsherden gegeben habe. Aber auch Waffenproduktion, Kriminalität, Streit, Hass Missbrauch im persönlichen Bereich und 1,5 Millionen vom Aussterben bedrohte Tierarten seien letztlich Ausdruck einer tiefen Entfremdung des Menschen von seinem Schöpfer. Erst in Jesus, in dem sich kein Symptom der Entfremdung von Gott finde, haben sich Gott und Mensch gefunden. Er selbst ist der Friede für alle Menschen geworden und hat diesen Satz gesprochen, der einzigartig in der antiken Literatur ist: „Liebet eure Feinde.“
Nach dem Vortrag gehen wir mit der Familie ins Dorf zum Mittagessen. Hier kommen die beiden ins Gespräch mit Eltern aus der Familiengemeinschaft.
Dass es nebenan einen offenen Stall mit Kühen und Kälbchen gibt, ist für die Kinder beeindruckend.

Am Stand von Anna und Sander Hoogendam probieren wir Brot mit der selbst gemachten Butter. Ich ergreife die Gelegenheit, ein paar Worte mit Prof. Zimmer zu wechseln, den Ulrike und ich aus unseren Tübinger Studienzeiten als Assistent unseres Professors für Religionspädagogik kennen. Plötzlich werden die „alten Zeiten“ ganz lebendig und vor allem die wichtigen Impulse, die wir durch die biblische Theologie der Tübinger Schule erhalten haben.
In der Zwischenzeit hat es sich Ulrike mit unseren Freunden bei Kaffee und Kuchen im Innenhof gemütlich gemacht. Unter den warmen Strahlen der Frühlingssonne ist ein buntes Treiben rund um das Äbtissinnenhaus und die Klosterkirche zu beobachten. Über den Nehemia-Hof gehen wir den kleinen Spazierweg zurück zum Brüderhaus, um den Abschlussgottesdienst mitzufeiern. In seiner Predigt knüpfte Prof. Zimmer noch einmal an den Vortrag vom Vormittag an in dem er betonte, dass es bei dem Frieden der Jahreslosung letztlich um mehr geht als um den rein politischen Frieden. Der Schalom Gottes meint letztlich alles, was zutiefst die Seele des Menschen nährt und wonach sie sich sehnt. Er überraschte mit der Aussage, dass die Einheit zwischen den christlichen Kirchen letztlich schon bestehe, nämlich als Schalom, als Einheit der Herzen im Heiligen Geist, jenseits aller unterschiedlicher Lehrmeinungen. Ganz konkret erzählte er dabei von der tiefen persönlichen Begegnung mit einem armenischen Christen. Sehr persönlich wurde Prof. Zimmer, als er davon erzählte, wie er nach seiner Erblindung und anschließenden tiefen Krise wieder zu seinem Frieden gefunden hatte. Unverhofft hatte seine Frau eine Tonkassette aus frühen Jahren über einen Vortrag von ihm gefunden, um den er wieder gebeten wurde, den er aber wegen der plötzlichen Erblindung schon absagen wollte. So schloss er mit dem bewegenden Satz: „Gott hat meine verschüchterte Seele gehört.“
Dr. Hansjörg Schemann, Pfarrer, Weggemeinschaft


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Hansjörg Schemann

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